"Der will nur mal Hallo sagen"

Von Hunde- und Menschenbegegnungen

Die Sache mit der Erwartungshaltung

"Der will nur mal Hallo sagen" Diesen oder ähnliche Sätze hören wir Hundehalter jeden Tag, wenn wir mit unserem Hund unterwegs sind und uns ein fremder Hund - seinen Halter an der (Flexi)leine hinter sich herziehend - auf uns zukommt. Ein ähnliches Szenario: Eh du dich versiehst, kommt aus dem Nichts ein “Der Tut nix” daher gerannt und dockt gleich mit der Nase am hinteren Ende deines Hundes an. Vom Besitzer weit und breit keine Spur und wenn der dann endlich auftaucht, bekommt man wieder Sätze zu hören wie: “Meiner ist ganz nett”, “Der möchte nur mal Hallo sagen”, “Ach wie schön die spielen” und so weiter. Während dein Hund bereits ziemlich genervt ist. Kennen wir alle. Dabei könnte es so einfach sein. Wenn der Faktor Mensch nicht wäre. In diesem Fall ist nämlich wirklich das andere Ende der Leine Schuld, wenn überhaupt eine Leine am Hund dran ist.

Stellt Euch doch einmal folgendes Szenario vor: Ihr sitzt gemütlich in einem Café und geniesst den herrlichen Tag. Plötzlich kommt jemand völlig Fremdes, umarmt euch, setzt sich direkt neben euch und packt ein Set Karten aus. Da ihr nicht sofort Feuer und Flamme seid mit einem wildfremden Menschen eine Runde Skat zu spielen, wird dieser Mensch immer penetranter und drängt sich euch förmlich auf. Ihr versucht es erst höflich und da dies jedoch beim Gegenüber offensichtlich nicht ankommt, müsst Ihr immer deutlicher werden. Entkommen geht nämlich auch nicht, da euch diese fremde Person verfolgt und Huckepack auf den Rücken springt, euch die Spielkarten förmlich ins Gesicht drückt und schön weiter nervt. Auch die umstehenden Passanten und Café Besucher helfen euch nicht. Verstehen sie es nicht oder wollen sie einfach nicht helfen? Kein schönes Gefühl oder? Wie kommt man aus dieser Nummer nun aber wieder raus? Man kann hoffen, dass es bald vorbei ist und weiterhin höflich sagen, dass man das nicht möchte. Aushalten also. Hilft nur leider nicht, denn man wird weiter bedrängt. Was bleiben einem da also noch für Möglichkeiten? Flucht, Angriff, sich auf eine Runde Spiel einlassen? Alles in allem gar keine schöne Situation. Und auf Hilfe von aussen kann man auch nicht zählen.

Genauso fühlen sich sehr viele unserer Hunde, wenn sie ungewollt bedrängt, ja teilweise belästigt oder in von Menschen erzwungene Kontaktsituationen gezwungen werden (ich sage nur Freilaufzonen), da unsere Hunde doch mit jedem spielen müssen. Die Besitzer unterhalten sich nett und scheinen nicht bemerken zu wollen, dass hier gerade kein schönes Spiel stattfindet. Oftmals findet im Beisein der Halter sogar Mobbing statt, ohne dass dies gesehen wird. Im Nachhinein wundern die Halter sich dann, warum ihr Hund im schlimmsten Fall eine ausgeprägte Aversion gegen andere Hunde oder eine sogenannte Leinenaggression entwickelt. All dies hätte verhindert werden können, wenn sich die Menschen an gewisse Grundsätze halten würden, wenn sie ihre Hunde lesen könnten, Situationen einschätzen könnten, eingreifen, wenn ein Hund sich nicht wohl fühlt und einfach mit etwas mehr Respekt und Höflichkeit unterwegs wären.

Es gibt viele Gründe, warum ein Hund gerade keinen Kontakt (ob mit oder ohne Leine) haben darf/kann. Dazu gehören unter anderem Angst und Unsicherheit, Krankheiten, Läufigkeit, Alter, Trainingsstand, Aggressionsverhalten gegenüber anderen Hunden, neu beim Besitzer, etc. Aber abgesehen von all den Gründen, die es gibt, muss ich mich doch nicht rechtfertigen. ICH entscheide gerade, was für meinen Hund und mich (oder auch das Gegenüber, denn viele Halter schätzen Situationen einfach falsch ein) in dieser Situation gilt und nicht mein Gegenüber, das mich, meinen Hund und unsere Situation gar nicht nicht kennt. Wo kommen wir denn dahin, wenn andere Leute für mich entscheiden?? 🙄 Schon allein das sollte Grund genug sein, dass wir aufeinander Rücksicht nehmen. Wenn mich jemand bittet, etwas zu tun oder zu unterlassen, dann halte ich mich doch daran und frage nicht nach dem Grund oder fange an zu diskutieren. Viele Menschen bringen mit diesem Verhalten auch ihre eigenen Hunde in Gefahr, indem sie diese einfach zu fremden Hunden lassen, ohne zu wissen, ob diese sozial verträglich mit Artgenossen sind. Meistens kommt dann auch der Satz “Die brauchen Sozialkontakt und regeln das schon unter sich”. Ich frage mich dann immer wieder, WAS die denn regeln sollen. Es treffen zwei sich unbekannte Hunde aufeinander, die nicht zusammenleben. Was sollen die bitte regeln? Sie leben nicht zusammen und haben auch sonst keine Beziehung zueinander. Im besten Fall wird wirklich einmal geprüft, wer das Gegenüber denn ist und beide gehen ihrer Wege. Oftmals sind diese Begegnungen für zumindest einen der beiden Hunde nicht so schön, wie ich eingangs bereits beschrieben habe. Oder die Hunde regeln das wirklich untereinander - dann aber zum Leidwesen der Menschen und Ärger ist vorprogrammiert.

Wir sind verantwortlich für unsere Hunde und sollten Ihnen beibringen, wie man sich adäquat in unserer Gesellschaft verhält. Gleichzeitig sollten wir ihnen aber auch Schutz bieten. Keiner von unseren Hunden hat sich ausgesucht, bei uns zu leben. Ausgewählte Sozialkontakte sind wichtig und nötig. Aber nicht um jeden Preis und ständig. Letzteres führt übrigens zu einer gewissen Erwartungshaltung beim Hund, die schnell zu Frust führen kann, wenn diese nicht erfüllt wird. Und das wiederum kann ebenfalls zur soge-nannten Leinenaggression führen.

Gehen wir also selbst mit gutem Beispiel voran und achten auf folgende Dinge:

  • Ist unser Hund im Freilauf und kommt uns ein Mensch mit angeleintem Hund entgegen, dann leinen wir unseren Hund auch an. Wir lassen keinen Kontakt an der Leine zu. Die Gefahr ist zu gross, dass hier Fehlverknüpfun-gen oder Konflikte entstehen. An der Leine können die Hunde nämlich nicht so klar kommunizieren, wie sie es ohne diese tun würden. Es entsteht oft ein Leinenchaos, das wieder Enge verursacht. Die Hunde können nicht weg, Stress entsteht und der Konflikt ist vorprogrammiert. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen. Sich bekannte Hunde, die in der Lage sind, sich ru-hig zu begrüssen, dürfen natürlich Kontakt an der Leine haben. Es kann ja auch sein, dass ein Hund an der Leine ist, da er sehr jagdlich ist. Dann spreche ich mich mit dem Halter ab und mein Hund ist frei und der andere an der Leine. So kann zumindest kein Leinenchaos entstehen.
  • Wir halten genügend Abstand zum anderen Mensch-Hund-Team und gehen in einem leichten Bogen daran vorbei. Den eigenen Hund idealerweise auf der abgewandten Seite neben uns.
  • Wir achten darauf, dass unser Hund im Freilauf stets abrufbar ist und keine anderen Menschen, Hunde oder Tiere belästigt. Ich kenne die Körpersprache der Hunde und kann daher meinen Hund abbrechen, wenn dieser zum Beispiel zu aufdringlich ist oder ich erkenne, dass das Gegenüber sich un-wohl fühlt.
  • Wenn wir die Hunde im Freilauf zusammen interagieren lassen wollen, dann besprechen wir das vorher mit dem anderen Halter. Im besten Fall gehen wir gemeinsam ein paar Schritte in dieselbe Richtung und leinen die Hunde dann aus einer ruhigen Dynamik heraus ab. So ist der erste Kontakt direkt etwas weniger angespannt.
  • Niemals lasse ich meinen Hund frontal und aus grosser Entfernung zu andern Hunden rasen. Frontale und schnelle Bewegungen sind nicht nett und werden sehr häufig vom Gegenüber als Provokation oder sogar Angriff auf-gefasst. Beim Gegenüber verursacht das meist Stress/Unsicherheit. Es kann aber auch dazu führen, dass das Gegenüber sich provo-ziert/angegriffen fühlt und Eurem Hund direkt eine verpasst. Zurecht.
  • Kommt ein unangeleinter Hund auf unseren Hund zu, dann schütten wir unseren Hund, indem wir den fremden Hund abwehren.

Sind wir zu spät und ein fremder Hund ist bereits bei uns und unserem angeleinten Hund, beachtet bitte folgendes: Wenn möglich, leint euren Hund auch ab, damit er sich frei bewegen und kommunizieren kann. Ansonsten Leine hoch halten aber nicht auf Spannung, sodass die Hunde sich beschnüffeln und umkreisen können und sich keiner der Hunde in der Leine verheddert. Dabei hinter eurem Hund in der Bewegung mitgehen. Meist sind die Kontakte danach schnell wieder vorbei, wie im Freilauf. Denn ihr wisst ja, die meisten Erwachsenen sich nicht bekannte Hunde spielen nicht miteinander! Danach weitergehen und Haken dran. Die Beziehung zu eurem Hund wird dadurch nicht ruiniert. Wenn wir jetzt selbst nämlich panisch werden und die Leine evtl. auf Spannung bringen, überträgt sich das ganz schnell auf den eigenen Hund. Seid eurem Hund auch hier ein souveräner Partner und bleibt ruhig. Zeigt ihm, dass Ihr Situationen einschätzen und handeln könnt.

Zu guter letzt grüssen nicht vergessen. :-)

Fehler passieren allerdings jedem. Das ist auch Ok. Man entschuldigt sich und sammelt seinen Hund ein. Zum Glück ist die Mehrheit der Hundehalter aber rücksichtsvoll. Ausserdem sind die meisten der „nur Hallo sagen“ Hunde wirklich harmlos. Trotzdem dürft Ihr das eurem Gegenüber mitteilen. Anecken ist nicht angenehm aber denkt daran, dass Ihr mit eurem Hund nach Hause gehen müsst und es um eure Beziehung geht und nicht darum, was andere Menschen in dem Moment vielleicht von euch denken!

In diesem Sinnen auf ein harmonisches Miteinander.

Eure Anja mit Sammy


Hier zu weiteren Infos über Anja Papenberg, Martin Rütter DOGS

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