Länge | Aufstieg | Abstieg | Minimale Höhe | Maximale Höhe | Ungefähre Dauer |
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27.72 km | 148 m | 2044 m | 448 m | 2344 m | 7:45 h |
Pius und Miriam mit Mia (vom 01.07.18):
Heute Morgen sind wir schon früh auf den Beinen. Es ist einfach unbeschreiblich, inmitten eines solch schönen Bergpanoramas aufzuwachen. Von unserem Zelt aus können wir Murmeltiere und ein paar Gämsen beobachten, bevor Mia alle Tiere mit lautem Gebell verscheucht.
Nach dem Frühstück beginnen wir mit dem Abstieg entlang der rechten Talseite durch das Chrüzlital.
Auf gut markierten Bergpfaden wandern wir durch Zwergstrauchvegetation bis wir die Müllersmatt erreichen. Auf dieser Strecke kommen uns unzählige andere Wanderer entgegen, die in der Etzlihütte übernachtet haben und nun auf dem Weg nach Sedrun sind. Alle fragen uns ganz erstaunt, woher wir kommen und wo wir übernachtet haben.
Von der Müllersmatt haben wir einen atemberaubenden Blick über das Etzli- und Urnertal bis zum Urnersee. Diese Weitsicht ist schlichtweg grandios. Zudem fliesst hier der Etzlibach, welcher klarer nicht sein könnte. Wir füllen unsere Wasservorräte auf, überqueren den Bach und gelangen nach einem kurzen Gegenanstieg zur Etzlihütte.
Diese SAC-Hütte eignet sich gut als Übernachtungsmöglichkeit. Hunde sind hier willkommen und man kann sich kulinarisch verwöhnen lassen. Es bietet sich sogar die Gelegenheit, ein Bad im Alpenkräuter-Holzbottich zu nehmen. Wir gönnen uns ein Stück Früchtekuchen und etwas Kaltes zu trinken. Es ist bereits wieder sehr heiss und der Schweiss tropft von der Stirn.
Nach dieser wohlverdienten Zwischenverpflegung folgt der Abstieg auf einem alten Saumweg entlang des Etzlibaches nach Bristen. Der Weg ist lang, steil und sehr anstrengend. Der rutschige Boden und die grossen Steintritte erfordern unsere vollste Konzentration. Vor Hinteretzliboden überqueren wir den Etzlibach erneut und wandern fortan auf einem schmalen Fahrsträsschen. Hier ist zum Teil offenes Weidegebiet und die Kühe stehen inmitten der Strasse. Deswegen müssen auf diesem Abschnitt Hunde an der Leine geführt werden.
Beim Sagebrüggli biegen wir links in den Wald ab. Das folgende Stück bis nach Hinterried ist wiederum äusserst steil. Unten angekommen, wechseln wir auf eine asphaltierte Strasse und laufen weiter bis kurz vor Bristen. Bei einer Weggabelung nehmen wir die rechte Abzweigung und wandern auf einer Teer- und später auf einer Kiesstrasse teils sehr stotzig nach Amsteg. Auf der Terrasse des Hotels Stern und Post essen wir ein Eis. Dieses Hotel gehört zu den Swiss Historic Hotels und sieht im Inneren aus wie ein Museum. Nur schon wegen der Dekoration lohnt sich ein Besuch.
Von Amsteg gehen wir auf einem ebenen Kiesweg der Reuss entlang. Auf der anderen Flussseite herrscht wegen der Gotthard-Transitlinie sehr viel Verkehr. Da wir an der prallen Sonne ausgesetzt sind, ist es unerträglich heiss. Glücklicherweise bläst ab und zu ein kühler Talwind. Kurz vor Erstfeld führt uns eine Umleitung über eine alte Militärbrücke und wir überqueren die Reuss. Nun verläuft der Kiesweg direkt der Hauptstrasse entlang. Da es vor allem für Mia fast zu heiss zum Laufen ist, beschliessen wir, in Erstfeld etwas zu Abend zu essen und später weiterzuwandern. Im Restaurant Hirschen bestellen wir eine Pizza und schauen das Ende des WM-Fussballspiels Spanien gegen Russland. Um 19.15 Uhr machen wir uns mit vollen Mägen wieder auf den Weg.
Zwischen Attinghausen und Seedorf finden wir nach langer Suche um 21.00 Uhr endlich einen Schlafplatz direkt am Weg. Das Zelt stellen wir nicht auf, sondern positionieren lediglich unsere Matten zwischen zwei Bäumen. Als wir uns hinlegen, treibt gleich nebenan ein Igel im Gebüsch sein Unwesen und hält Mia auf Trab. Zum Glück verschwindet er nach kurzer Zeit in der Dunkelheit, so dass wir in aller Ruhe schlafen können.
Heute sind wir ca. 27 km gewandert. Der Abstieg vom Chrüzlipass nach Amsteg war mit 2'050 Höhenmetern ziemlich anstrengend. Trotzdem sind wir uns einig, dass die hinter uns liegende, beeindruckende Bergetappe eine der schönsten des gesamten Jakobsweges Graubünden ist.