Giftschlangen in der Schweiz

Giftige Begegnung: Kreuzottern & Aspisvipern

Es ist der Albtraum jedes Hundebesitzers: Man plant einen idyllischen Ausflug, freut sich auf eine aussichtsreiche Bergwanderung, die frische Alpenluft und gemeinsame Abenteuer mit dem vierbeinigen Freund. Doch plötzlich kippt die Stimmung – der Hund wird ungewöhnlich ruhig, schleicht nur noch kraftlos nebenher, reagiert kaum auf Zurufe. Kurz darauf beginnt er, Schaum und Galle zu erbrechen.

Genau so erging es Esther und Bruno mit ihrem treuen Begleiter Grizzly. Aus ihren idyllischen Schwedenferien wurde innerhalb weniger Minuten ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit – ausgelöst durch den heimtückischen Biss einer Kreuzotter.

Dritter Tag auf der Intensivstation – Grizzly kämpft tapfer nach dem Kreuzotterbiss
Dritter Tag auf der Intensivstation – Grizzly kämpft tapfer nach dem Kreuzotterbiss
Grizzli, Tag 1 nach Schlangenbiss
Grizzli, Tag 1 nach Schlangenbiss
Grizzli, Tag 2 nach Schlangenbiss
Grizzli, Tag 2 nach Schlangenbiss

Esther Penasa (Hundewelt-Penasa), 05.08.25:

"Wir waren kürzlich mit den Hunden in Schweden unterwegs – ein entspannter Natururlaub mit viel Wald, kleinen Pfaden und Seen. An einem Nachmittag sah Bruno, wie Grizzly etwas sehr interessiert anschaute, jedoch sah er nur noch einen schwarzen Schwanz, der im Gras verschwand. Er dachte zuerst an eine Eidechse, und ging weiter.

Kurz darauf wurde Grizzly jedoch auffällig ruhig und lief lethargisch umher, reagierte kaum noch und begann, Schaum und Galle zu erbrechen. An seiner Lefze bildete sich eine leichte aber deutliche Schwellung. Uns war schnell klar, dass etwas nicht stimmte. Wir recherchierten online und kamen auf die Kreuzotter als mögliche Ursache.

Zum Glück waren wir in der Nähe vom Auto und die nächste Tierarztpraxis nur etwa 15 Minuten entfernt. Dort wurde Grizzly umgehend untersucht und dieser bestätigte gleich unseren Verdacht. Nach Rücksprache mit einer Tierklinik, welche 24 Std. betrieb hat, machten wir uns auf den Weg dorthin. Die Fahrt dauerte etwa eine Stunde – eine Strecke, die uns in diesem Moment unendlich lang vorkam.

In der Klinik wurde Grizzly sofort auf der Intensivstation aufgenommen. Über Nacht hatte sich die Schwellung weiter ausgebreitet und beeinträchtigte zunehmend seine Atmung. Ein Luftröhrenschnitt wurde als mögliche Notmassnahme in Betracht gezogen. Grizzly erhielt auch ein Antiserum gegen das Schlangengift – ein entscheidender Teil seiner Behandlung. Nach guten drei Tage in stationärer Betreuung konnten wir ihn wieder mit nach Hause nehmen. Dank sofortigen Massnahmen und bester ärzlicher Versorgung sind die Blutwerte heute wieder im Normalbereich und Grizzly es geht ihm wieder gut."

Dank sofortigen Massnahmen und bester ärzlicher Versorgung geht es Grizzly heute wieder gut.
Dank sofortigen Massnahmen und bester ärzlicher Versorgung geht es Grizzly heute wieder gut.

Kreuzotter in der Schweiz

Kreuzotter (Bild iStock)
Kreuzotter (Bild iStock)

Weltweit hat keine andere landbewohnende Schlangenart ein so grosses Verbreitungsareal wie die Kreuzotter. Es erstreckt sich von Frankreich und Grossbritannien im Westen quer durch Europa und Sibirien bis zur pazifischen Insel Sachalin im Osten. Im Norden überschreitet es in Schweden und Finnland den Polarkreis und im Süden reicht es bis nach Nordgriechenland.

In der Schweiz findet man die ausgedehntesten Lebensräume in den Nord- und Zentralalpen der östlichen Landeshälfte, so in den Kantonen SZ, UR, SG, vor allem aber GL und GR. Auch im übrigen Alpenraum leben da und dort einige Populationen. Im Jura ist die Kreuzotter ziemlich selten und zudem auf den welschen Teil beschränkt. Im Mittelland schliesslich existiert gar nur noch ein einziges Habitat im Kanton Zürich.

In der Schweiz ist die Kreuzotter unterhalb 1'000 m ü.M. auf Hochmoore angewiesen. Die Bestände der Kreuzotter in der montanen, subalpinen und alpinen Stufe (oberhalb 1'000 m ü.M.) sind zwar insgesamt viel zahlreicher, verteilen sich aber auf viele zerstückelte Habitate. (Quelle: infofauna.ch)

Aspisviper in der Schweiz und Europa

Aspisviper (Bild Waldwissen.net)
Aspisviper (Bild Waldwissen.net)

Ausserhalb der Schweiz kommt die Aspisviper in Nordostspanien, den südlichen beiden Dritteln Frankreichs, in ganz Italien, im nordwestlichen Slowenien und sehr lokal im deutschen Schwarzwald vor. Es handelt sich um ein mediterranes Faunenelement, dessen nacheiszeitliche Ausbreitung Richtung Norden klimatisch begrenzt wird, vor allem durch die Sonneneinstrahlung im Sommerhalbjahr.

In der Schweiz besiedelt die Aspisviper die Südschweiz (Tessin und Bündner Südtäler), den Südwesten des Landes (Rhonetal, Genferseegebiet), die westliche Hälfte der Alpen (Kantone VS, VD, FR, BE) sowie die Jurakette (von Genf ostwärts bis zum Aaredurch­bruch). In Tälern, in denen die Aspisviper zusammen mit der Kreuzotter vorkommt, besiedelt letztere die höher gelegenen, kühleren und feuchteren Lagen. 

Verhalten in Gebieten mit Giftschlangen

  • In Regionen, in denen Giftschlangen vorkommen, sowie an potenziellen Schlangenstandorten, sollten Hunde stets an der Leine geführt werden. Besonders gefährdet sind Hunde, die sich frei abseits der Wege bewegen.
  • Schlangen halten sich häufig direkt an Strassen- oder Wegesrändern auf – Orte, an denen man sie oft nicht vermutet. In bekannten Risikobereichen sollte der Hund nah beim Menschen geführt werden.
  • Wird eine Schlange gesichtet, ist der Hund umgehend anzuleinen.
  • Schlangen dürfen nicht angefasst oder bedrängt werden. Sie sollten die Möglichkeit haben, sich ungestört zurückzuziehen. Falls das Tier liegen bleibt, ist ein Mindestabstand von zwei Metern einzuhalten und ruhig daran vorbeizugehen.
  • Schlangen, die sich auch bei Annäherung nicht bewegen, sind nicht zwangsläufig tot. Oft schlafen sie oder verlassen sich auf ihre Tarnung, um nicht entdeckt zu werden.
  • Die Aspisviper und die Kreuzotter sind von Natur aus scheue Tiere. Bei Gefahr ziehen sie sich normalerweise schnell zurück. Fühlen sie sich jedoch bedrängt oder in die Enge getrieben, machen sie durch Zischen auf sich aufmerksam und können auch zubeissen. Ihr Angriffsradius entspricht etwa der halben Körperlänge.
  •  Für Schlangen stellen Hunde potenzielle Angreifer dar. Wenn eine Schlange keine Möglichkeit zur Flucht hat und ein Hund sich ihr auf wenige Zentimeter nähert oder sie gar berührt, wird sie sich durch Abwehrbisse verteidigen – teils auch mehrfach.

Lebensgefahr durch einen Biss

Ein Biss kann beim Hund folgende Symptome hervorrufen:

  • Apathie
  • Erbrechen (Schaum, Galle)
  • Schwellung (z. B. an Lefze, Pfote oder Bein)
  • Kreislaufprobleme
  • Atemnot in schweren Fällen

Bei Verdacht ist es wichtig, sofort tierärztliche Hilfe zu holen. Je schneller reagiert wird, desto besser sind die Heilungschancen. In schweren Fällen – wie bei Grizzly – kann ein Antiserum notwendig sein. Dieses ist jedoch nicht überall verfügbar und wird gezielt eingesetzt.

Auch für Menschen kann das Gift problematisch sein, besonders für Kinder, ältere Personen oder Menschen mit Vorerkrankungen. Eine ärztliche Abklärung ist immer ratsam.

Trotz Leine und Vorsicht zeigt diese Erfahrung, dass Begegnungen mit Kreuzottern überraschend schnell passieren können. Aufmerksamkeit in bekannten Lebensräumen dieser Schlangen lohnt sich.

🐾 Erste Hilfe bei Schlangenbissen beim Hund

1.Ruhe bewahren und Hund sichern

  • Hund sofort von der Schlange fernhalten
  • Hund ruhig lagern, Bewegung minimieren → Gift verteilt sich sonst schneller


2. Bissstelle kontrollieren

  • Nicht selbst behandeln, nicht aufschneiden, nicht aussaugen
  • Leichte Schwellung oder zwei kleine Punktwunden erkennen


3. Sofort Tierarzt aufsuchen

  • Schnellstmöglich in die nächste Tierklinik fahren
  • Anrufen und Vorwarnen, damit ggf. Antiserum vorbereitet werden kann


4. Auf Symptome achten

  • Schwellung, Lethargie, Erbrechen, Kreislaufschwäche
  • Falls Atemnot oder Krampfanfälle auftreten → Notfall


5. Unterwegs

  • Hund möglichst tragen oder fahren, um Kreislauf zu entlasten
  • Kein Futter, kein Wasser, keine Medikamente ohne tierärztliche Anweisung

Gut zu wissen: Animalia Neukunden & bestehende Kunden haben via Kundenkonto die Möglichkeit eine Zusatzversicherung "Assistance 24/7" für CHF 48 (anstatt CHF 72) abzuschliessen. In solchen Notfällen ist der Transport in die nächstgelegene Tierklinik auch mit dem Helikopter erlaubt und bis CHF 3000.- gedeckt.

Auch Massnahmen zur Suche eines Tiers, notfallmässige Heilungskosten im Ausland oder Betreuungskosten bei schwerer Krankheit oder Unfall des Versicherungsnehmers und weitere Leistungen sind hier gedeckt.

Bei Fragen steht euch das Animalia-Team gerne zur Verfüung.

Text/Bild: Esther Penasa & Livia Waser / Quelle: infofauna.ch

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