Hund & Jagd in der Schweiz

Hund und Jagd in der Schweiz

Die Blätter der Bäume verfärben sich in warme Töne, bevor sie langsam zu Boden fallen. Die Luft wird kühler und frischer, oft begleitet von Nebel am Morgen. Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken. Es wird langsam Herbst.

Unsere Morgen-/und Abendspaziergänge werden wir schon bald wieder im Dämmerungslicht verbringen, daher gilt, besonders gut sichtbar unterwegs zu sein: für Zwei- wie auch Vierbeiner. Reflektierende Bekleidung, Gstältli und/oder auch zusätzliche Leuchtmittel helfen uns proaktiv Unfälle zu vermeiden.

Mit dem Herbst beginnt auch die alljährliche Jagdsaison. Teilweise ist die Jagd auf Rotwild bereits im Gange. Die intensivste Jagdphase ist im September, Oktober und November. Jeder Kanton verfügt über ein eigenes Reglement mit den entsprechenden Daten, erkundigt euch hierzu beim jeweiligen Kanton und achtet auf die örtlichen Beschilderungen.Nehmt eure Hunde an die Leine und auch hier gilt gut sichtbare Kleidung, Leine, Gstältli zu tragen: Safety first.

Jagdverhalten beim Hund

Hund fixiert Jagd

“Hilfe, mein Hund jagt”.  Was kann ich nun tun, um unerwünschtes Jagdverhalten zu unterbinden bzw. erst gar nicht entstehen zu lassen?

Warum jagen Hunde?

Eines der häufigsten Themen, weshalb Menschen mit ihren Hunden zu uns in die Hundeschule kommen. Jagen gehört nicht nur bei den typischen Jagdhunderassen, die explizit für die Jagd gezüchtet wurden, zum Verhaltensrepertoire. Jeder Hund besitzt diese Motivation aus dem Funktionskreis der Nahrungsbeschaffung. Der eine mehr und der andere weniger stark ausgeprägt. Hunde brauchen Nahrung, um zu überleben. Jetzt stellt sich der ein oder andere sicher die folgende Frage: Der normale Haushund muss sich die Nahrung aber doch gar nicht mehr selbst beschaffen, denn wir Menschen versorgen sie ja mit Nahrung. Richtig! Die meisten unserer Hunde jagen - Zucht, Genetik, Erfahrung mal aussen vor gelassen - aus dem einfachen Grund, weil es verdammt viel Spass macht. Das macht es uns Menschen im Training auch so schwer. Je nachdem, wann der Hund das erste Mal einen richtigen Jagderfolg hatte, wird es ein langer Weg, dieses Verhalten zu unterbinden bzw. zu kontrollieren. Gerade junge Hunde im Alter zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat sind für diesen Kick sehr anfällig. Eine erfolgreiche Jagdsequenz - und hier reicht schon das hinterher hetzen, ohne die Beute auch zu packen - in diesem Alter kann dazu führen, dass der Hund ab dem Zeitpunkt unerwünschtes Jagdverhalten zeigt und regelrecht auf der Suche nach dem nächsten Kick ist. Daher wehret den Anfängen. Im Idealfall lasse ich unerwünschtes Jagdverhalten gar nicht erst entstehen.

Woran erkenne ich denn, ob mein Hund gerade jagdlich unterwegs ist oder nicht? Gehört das Stöbern im Gebüsch oder das Verfolgen von Spuren auch schon zum Jagdverhalten? 

Ja! Daher ist es wichtig, dass man seinen Hund lesen kann und weiss, wann er anfängt, Jagdverhalten zu zeigen. Denn es ist immer einfacher, den Ansatz von unerwünschtem Verhalten zu unterbrechen oder umzulenken, als wenn der Hund schon im Vollsprint einem Hasen hinterher ist. Schauen wir uns dazu einmal die sogenannte Jagdverhaltenskette, also die Elemente des Jagdverhaltens an: Orten - Fixieren - Anschleichen - Hetzen - Packen - Töten - Zerreissen - Fressen. Je früher ich meinen Hund unterbreche, desto grösser ist die Chance, dass ich erfolgreich bin. Spätestens, wenn der Hund beim Hetzen ist, haben die meisten Menschen keine Chance mehr, den Hund zu stoppen. 

Was kann ich nun tun, damit mein Hund nicht dem Reh hinterherjagt?

Eine pauschale Antwort gibt es hier nicht, denn ich muss mir den Hund, sein Verhalten und auch den Alltag individuell anschauen und an verschiedenen Stellschrauben drehen. Im Grossen und Ganzen geht es aber darum, dem Hund klar zu machen, dass er nur auf Signal des Menschen und mit diesem zusammen jagen gehen soll. Ich biete meinem Hund sozusagen eine Ersatzjagd mit mir zusammen an. Es gibt gerade bei diesem Thema sehr viele Alternativen, die ich meinem Hund bieten kann, damit er seine jagdliche Motivation auch ausleben kann, denn unterdrücken oder abstellen kann ich diese nicht. Wie wäre es zum Beispiel mit Apportiertraining, Fährtenarbeit, Mantrailing oder Reizangeltraining? Würde ich nur versuchen, das Verhalten zu unterdrücken, entsteht Frust und dieser entlädt sich dann evtl. an anderer Stelle. Wichtig ist, dass ich meinen Hund sowohl körperlich als auch geistig auslaste und mir den Alltag anschaue. Denn oft hat es auch mit mangelnder Erziehung und Langeweile beim Hund zu tun. Ein Hund, der sich an seinem Menschen orientiert, Struktur hat und gut ausgelastet ist, geht sicher weniger jagen. Bei richtig jagdlich motivierten Hunden, die schon den ein oder anderen Erfolg zu verzeichnen haben, kann so ein Training allerdings sehr lang dauern und in einigen Fällen wird es bei Management und Absicherung bleiben, da die Verhaltensweisen schon so gefestigt sind, dass ich das nicht mehr ganz wegbekomme. Deshalb mein Appell an alle mit einem jagdlich motivierten Hund: Solange ihr das Verhalten eures Hundes nicht umlenken oder kontrollieren könnt, nehmt Rücksicht auf die Wildtiere, eure Umwelt und die Mitmenschen und sichert euren Hund mit Geschirr und Schleppleine ab. Das Wegrennen vor einem jagenden Hund bedeutet für die Wildtiere enorm viel Stress und auch wenn der Hund die Jagd irgendwann abbricht, so kann das Tier im schlimmsten Fall an Erschöpfung sterben - gerade im Winter, wenn das Nahrungsangebot knapp ist und die Tiere auf Reserve laufen. Auch einige Mitmenschen haben sicher keine Freude, wenn ihnen ein freilaufender Hund entgegenkommt. Evtl. haben sie Angst oder selbst einen Hund an der Leine. Und nicht zuletzt, da Euer Hund sich selbst in Gefahr bringt, wenn er bei einer Jagd alles um sich herum vergisst und zum Beispiel kopflos auf die Strasse oder über Bahnschienen läuft. Auch das kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Daher im Zweifelsfall Geschirr und Schleppleine dran. Der Hund ist dadurch nicht weniger glücklich und ihr könnt beruhigt spazieren gehen. Es gibt wie oben erwähnt viele Beschädigungsformen, die man auch an der Schleppleine machen kann.

Beitrag "Jagdverhalten beim Hund" von Anja Papenberg Hundeschule Winterthur & Kloten

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Hund und Jagd Schweiz

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Erkundet mit einem ortsansässigen Jäger den Wald und seine Bewohner. Lernt die heimischen Wildtiere und Pflanzen kennen, lest Spuren und erfahrt allerhand Wissenswertes über unseren Wald, Tiere, Pflanzen und die Jagd.


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